Wir feiern den Tag der finnischen Sprache mit 5 Wörtern, die du kennen musst
Vielleicht hast du dir das ambitionierte Ziel gesetzt, Finnisch zu lernen. Na ja, wenigstens ein paar Wörter. So schwer kann es ja nicht sein, den „kahvi“ in einem finnischen Café in der Landessprache zu bestellen. Vielleicht versuchst du aber auch schon länger, die Lyrics von einer der vielen finnischen Heavy-Metal-Bands zu entschlüsseln. Oder du studierst sogar Fennistik, zum Beispiel in Greifswald, Wien oder Köln.
Dann gehört der 9. April ganz dir, wenn wir den Tag der finnischen Sprache feiern. Zu diesem Anlass haben wir 5 beliebte Ausdrücke mit dabei, die in Finnland zum Grundwortschatz gehören. Yksi, kaksi, kolme … los geht’s!
Der 9. April ist auch der Mikael-Agricola-Tag
Am 9. April feiern wir den Tag der finnischen Sprache sowie den Mikael-Agricola-Tag zu Ehren des gleichnamigen Theologen und Reformators, der eng mit der Landessprache dieses skandinavischen Landes verbunden ist. Mikael Agricola hat die finnische Sprache zwar nicht erfunden, aber sie im 16. Jahrhundert zur Literatursprache erhoben. Deshalb hisst man an seinem Todestag landesweit die Flagge mit dem blauen Kreuz auf weißem Grund.
Mikael Agricola, der von 1509 bis 1557 gelebt hat, lässt sich mit Martin Luther in Deutschland vergleichen. Luther ist vor allem für seine Bibelübersetzung bekannt. Vor 500 Jahren hat er auf der Wartburg in gerade einmal elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt. Noch heute kannst du die Lutherstube, in der er gearbeitet hat, auf der thüringischen Burg besichtigen.
Was viele nicht wissen: Der finnische Geistliche hat unter Martin Luther gelernt und ebenfalls das Neue Testament übersetzt: ins Finnische. Daher gilt Agricola in Finnland nicht nur als Wegbereiter für die evangelische Kirche, sondern auf ihn geht auch die einheitliche finnische Schriftsprache zurück. Noch heute erinnern in der Lutherstadt Wittenberg zwei Gedenktafeln an Mikael Agricola. Die eine findest du am Lutherhaus und die andere am Augusteum. In der finnischen Hauptstadt wurde Agricola zu Ehren eine Statue im Dom von Helsinki aufgestellt.
Eigenheiten der finnischen Sprache
Wer Finnisch zum ersten Mal zu Ohren bekommt, staunt wahrscheinlich nicht schlecht über die vielen Vokale, allen voran das „i“. Das lässt die Sprache um einiges weicher wirken als die vergleichsweise harte deutsche Sprache, und mit zahlreichen Eigenheiten hebt sich die Sprache Finnlands deutlich von ihren Nachbarn ab:
- Keine Unterscheidung von „er“, „sie“ oder „es“ – einfach nur „hän“
- Keine Artikel wie „der“, „die“ oder „das“
- Sage und schreibe 15 (!) Fälle (das Deutsche hat nur 4)
- Das Verb „haben“ gibt es nicht
- Stattdessen signalisieren Vor- und Nachsilben die Besitzverhältnisse
Während Schwedisch, Norwegisch, Dänisch und selbst Isländisch sicht- und hörbare Ähnlichkeiten aufweisen, tanzt Finnisch also irgendwie aus der Reihe.
Das liegt daran, dass die Sprache nicht zur indoeuropäischen Sprachgruppe – wie Deutsch, Schwedisch oder Griechisch, sondern zur finnisch-ugrischen Sprachgruppe zählt. Neben Finnisch gilt das unter anderem auch für Estnisch, Ungarisch und Samisch. So lassen sich auch die Besonderheiten der finnischen Sprache erklären, die es Lernenden nicht gerade einfach machen, sich die Fremdsprache anzueignen.
Fenglisch: Wie ist das mit neuen Wörtern?
Finnisch ist, wie viele andere Sprachen auch, sehr lebendig. Zahlreiche Spracheinflüsse lassen sich im aktuellen Wörterbuch erkennen. So gibt es auch deutsche Lehnwörter im Finnischen. Das wohl lustigste Exemplar ist „kippis“, die finnische Variante von „Prost“, die tatsächlich von „kippen“ kommt und schwer nach: „Kipp es!“ klingt. Außerdem gibt es Wörter wie „kauppa“ (handeln, kaufen), „polttarit“ (Polterabend) und natürlich „bratwursti“.
Damit den Finninnen und Finnen solche Lehnwörter leichter über die Lippen gehen, kommt ans Wortende meist ein Vokal. Konsonanten wie „b“, „c“, „d“, „f“ und „g“ werden oft gegen „k“, „p“, „s“, „t“ oder „v“ getauscht, wobei es in Finnland häufig zu doppelten Konsonanten kommt. So wird aus „Bank“ in Finnland „pankki“.
Ein eigenes Institut beschäftigt sich mit neuen Wortschöpfungen, ähnlich wie hierzulande die Dudenredaktion. Wenn eine Vokabel Anklang findet, kommt sie auch ins Wörterbuch. Dabei haben übrigens nicht immer die Wörter Erfolg, die man erwarten würde. So haben sich etwa die naheliegenden Varianten „telehvooni“ und „kompuutteri“ einfach nicht durchgesetzt. Stattdessen heißt das Telefon in Finnland „puhelin“ (wörtlich: Sprechgerät) und zum Computer sagt man „tietokone“ (wörtlich: Wissensmaschine).
Unsere Top 5: Die besten finnischen Wörter
Ein paar finnische Wörter kennt man auch in Deutschland. Und dann gibt es noch finnische Ausdrücke, die einfach (unübersetzbar) gut sind. Das sind unsere Top 5.
1. Sauna
Ob in der 2-Raumwohnung oder im Sommerhaus – praktisch jedes finnische Haus verfügt über eine Sauna. Es heißt, das Land der tausend Seen hat um ein Vielfaches mehr Saunen als Gewässer. Auf die 5,5 Millionen Einheimischen kommen rund 1,7 Millionen Saunen. Sogar im finnischen Parlamentsgebäude gibt es eine Sauna und auch viele Unternehmen besitzen eine hauseigene Sauna, die bei Bedarf gerne mal zum Konferenzraum umfunktioniert wird. Tatsächlich lassen sich schwitzen und verhandeln ganz gut miteinander vereinen. Wichtig: Dabei herrscht in der Regel Geschlechtertrennung.
Weit über die Grenzen Finnlands hinaus kennt man die Schwitzstube und das dazugehörige Wort. In Finnland bezeichnet „Sauna“ aber mehr als nur die heiße Örtlichkeit. Sauna – das ist ein bedeutender Teil finnischer Kultur. Mit einem Saunabesuch trotzen die Finninnen und Finnen der eisigen Kälte im Winter, bevor es hinaus in den Schnee geht. Danach entspannt man beim genüsslichen Nichtstun. Von besonderer Bedeutung ist die Joulusauna, die traditionelle finnische Weihnachtssauna. Seit Dezember 2020 gehört die finnische Saunakultur übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe.
2. Mökki
Nach der Sauna kommen wir gleich zum nächsten Kernstück finnischen Lebens, dem Mökki. Übrigens auch nur echt mit dem dazugehörigen Saunahäuschen. Die Rede ist vom traditionellen Sommerhaus, meist irgendwo j. w. d. (janz weit draußen) am See.
Wer jetzt aber ein luxuriöses Urlaubsrefugium erwartet, liegt leider daneben. Das Mökki ist in der Regel eine einfache Holzhütte inmitten der Natur und hat oft weder Strom noch fließend Wasser. Geheizt wird mit Holz und ansonsten hat man ja den See vor der Tür. In dieser totalen Abgeschiedenheit gewinnt man im Nu Abstand vom Alltag, ob nun beim Angeln, Kajakfahren oder Saunieren.
Das Mökki ist ein wahrer Sehnsuchtsort für die finnische Bevölkerung und wird oft von Generation zu Generation weitervererbt. Eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Tradition um den naturnahen Rückzugsraum auch zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wird.
3. Sisu
Stoische Entschlossenheit. Mut. Durchhaltevermögen. Es gibt viele Versuche, „Sisu“ sinngemäß ins Deutsche zu übertragen, aber am Ende bleibt dieses finnische Wort doch unübersetzbar. Hört man sich in Finnland um, was damit gemeint ist, bekommt man Antworten wie: „Sisu ist, wenn du nicht aufgibst oder scheiterst und es trotzdem weiter versuchst.“
Schnell wird klar: Es geht nicht um eine Eigenschaft oder gar einen Zustand. Sisu ist eine handlungsorientierte Denkweise, über die man nicht lang Worte verlieren muss. Auch das prahlen über so viel Hartnäckigkeit ist der finnischen Kultur fremd. Sisu, das tut man einfach.
4. Kalsarikännit
Kalsarikännit ist auch so etwas, das man eben tut. Spätestens die Lockdowns haben die Angewohnheit, „sich in Unterhose zu Hause zu betrinken, ohne jegliche Absicht, noch vor die Tür zu gehen“, von Finnland nach Deutschland gebracht. Tatsächlich leitet sich „kalsarikännit“ von „kalsarit“ ab, dem Wort für „lange Unterhosen“.
In der Regel ist es aber einfach die urgemütliche Jogginghose, in der man den Abend genüsslich mit einem Gläschen Wein oder einem Bier verbringt – tiefenentspannt, weil einem ja niemand dabei zusieht. Und in Maßen, versteht sich, nicht in Massen. Es geht schließlich darum, sich etwas zu gönnen, nicht komatös vor dem TV einzuschlummern. Dafür haben wir Deutschen ja schließlich schon ein Wort: fernsehschlafen.
5. Karkkia ja kahvia
„Süßigkeiten und Kaffee, bitte!“ Karkkia und kahvia sind die zwei Dinge, ohne die wohl keine Finnin und kein Finne lange auskommen. Lakritz und das andere schwarze Gold – Kaffee – sind aus dem Land der tausend Seen einfach nicht wegzudenken. Beides, manchmal sogar miteinander kombiniert, bekommst du bei uns im Naschhaus. Natürlich haben wir auch original finnische Leckereien von Fazer über Marianne bis Namitupa im Sortiment.
Übrigens, den Spruch „Karkki tai kepponen“ kannst du dir schon mal für das nächste Halloween vormerken. Denn so lautet die finnische Entsprechung von „Süßes, sonst gibt’s Saures“.
Fotos:
Photo by Maria Vojtovicova on Unsplash
Photo by Santtu Perkiö on Unsplash